Am heutigen Mittwoch hab ich mich mal wieder an einem Programmpunkt der Schule beteiligt. Wir haben uns um vier vor dem Casa Mexicana getroffen und sind dann gemeinsam (zu zwölft) in einem Kleinbus nach Salamanca (ca. 50 km entfernt von Guanajuato) gefahren. Auf dem Weg konnte ich endlich mal die Umgebung von Guanajuato sehen, denn bislang hatte ich die Stadt ja noch nicht verlassen in den letzten 10 Wochen (außer nach Valenciana, aber das ist ja ein Stadtteil).

Was mich aber auf dem Weg dorthin mal etwas arg nachdenklich stimmte, waren die vielen Marterl am Straßenrand (Wegkreuze, an deren Stelle jemand tödlich verunglückt ist). Teilweise schien es, als würden sie sich mit den Straßenpfählen in gleicher Anzahl halten.

Ich fragte daraufhin Memo, das ist ein Lehrer der Schule, der auch Fahrer war bei diesem Ausflug, weshalb denn hier gar so viele verunglücken. Worauf er meinte, es seien vorwiegend Kinder, die von den Höfen beim Spielen auf die Straße liefen und die Autos, die oft viel zu schnell sind, könnten nicht mehr rechtzeitig bremsen....   (da brauch ich weiter La ciudad de los ninos (9)nichts dazu sagen).

Wir sind dann nach einer dreiviertel Stunde in einem Ortsteil von Salamanca angekommen. Genauer gesagt sind wir in „Die Stadt der Kinder von Salamanca" angekommen. Das ist ein Weisenhaus, bzw. eine ganze Anlage.

Ich wusste ebenso wenig wie die anderen Teilnehmer was uns dort erwarten würde. Wir sind freundlich von einer Dame empfangen worden, die uns dann La ciudad de los ninos (11)zum Zentrum brachte, eine Kirche die mitten in dem riesigen Gelände stand. Dort hatten wir uns kurz unterhalten und sie uns auch mitgeteilt dass der Pfarrer etwas später komme.

Unterdessen hatten sich in der Kirche einige Kinder versammelt und zu einem Chor positioniert, während andere mit Geigen und anderen Instrumenten in die Kirche liefen. Der Pfarrer ist dann auch eingetroffen und hatte uns ein wenig über das Waisenhaus berichtet.

Dort leben 298 Kinder und Jugendliche, von denen jeder seine eigene traurige Geschichte trägt. Die meisten sind wohl gesund, manche behindert. Nicht alle sind Waisen, aber einige; manche wurden auch von Gerichten ihren Familien entzogen. Aber ein Grossteil wurde einfach so von ihren Eltern vor die Türe gesetzt und ihrem Schicksal überlassen.

Die jüngsten dort sind 3 Jahre alt und die Ältesten rund 30. Das mag vielleicht verwundern, dass dort auch Personen in dem Alter sind, aber ohne die würde es wohl nicht laufen, denn das sind die Erzieher und Betreuer der jüngeren. Sie haben es selbst erlebt und können so auch wieder etwas weitergeben. Das Geld fehlt an allen Ecken und Enden! Somit ist es gut, dass es auf diesem Wege funktioniert, denn oft ist das Geld schon für das Essen knapp, 900 Mahlzeiten täglich,  da reicht es nicht mehr für Angestellte.

Die Kinder gehen in der Stadt zur Schule und wenn sie nach einigen Jahren aus der Schule kommen, werden sie ganz regulären Berufen zugeführt, so weit möglich.

La ciudad de los ninos (10)La ciudad de los ninos (1)Wir sind dann nach dem kurzen Gespräch in die Kirche gegangen, dort, nicht wie von mir angenommen zur Musikprobe versammelt, warteten die Kinder uns mit einem kleinen Konzert auf. Zuerst die Gruppe mit Geigen und Bläsern und dann der Chor. Dieser Chor war derart erstklassig, das kann ich euch gar nicht beschreiben. Die meisten Hobby - Chöre in Deutschland können sich dagegen echt verstecken. Und sie trugen uns dann einige wirklich anspruchsvolle Stücke vor (alles auswendig, aber richtig). Und als sich dann eine Amerikanerin von uns noch das „Ave Maria" wünschte, konnten sie uns auch das freiweg und ungeplant zum Besten geben.

Wir hatten dann anschließend völlig überwältigt und verdutzt die Kirche verlassen und sind auf den Vorplatz gelaufen. Dort wurden wir abermals erwartet und zu gepolsterten Sesseln geführt, die sie aus dem Haus trugen. Dort niedergelassen erwartete uns dann eine Blechblaskapelle der Kinder. Und ebenso wie die Chöre in der Kirche lebten sie regelrecht ihr Tun und Wirken.

Aber dem nicht genug. Kaum hatte uns diese Gruppe ihre Stücke vorgetragen, marschierte eine Mariachi Besetzung auf (Geigen, Trompeten und Gitarren) und setzte das Konzert fort. La ciudad de los ninos (2)Auch die waren voller Euphorie, ob beim „Mariachi loco" oder bei anderen Stücken. Unglaublich, welche Freude diese Kinder und Jugendlichen entwickeln.

Man glaubte ein Ende des Programms zu erkennen, da wurden wir zur nebenstehenden Theaterbühne geführt, auf der vier Kinder als alte Damen verkleidet auf uns warteten (leider habe ich hierzu kein längeres Video). Unbeschreiblich auch dieses!

La ciudad de los ninos (8)Diesem Programm folgte eine weitere Darbietung einer Kindergruppe in mexikanischer Tracht gekleideter Volkstänzer.

Aber es waren nicht nur die Akteure, die mich nahezu zu Tränen rührten. Auch all die anderen Kinder, die um uns versammelt waren, mit uns redeten und scherzten - nahezu alle waren  anscheinend von einem derartigen Glücksgefühl erfüllt, dass ich das noch nie so in einem Kinderheim erlebt hatte (und ich war durch meine Jugendarbeit schon in einigen).

La ciudad de los ninos (4)Ich werde diese Institution auf alle Fälle unterstützen und weiter mit denen in Kontakt bleiben. Auch wenn wir jetzt nicht Weihnachten haben (die typische Spendenzeit) möchte ich hiermit um deine und euere Hilfe bitten. Jeder 5er ist willkommen und sollte es mehr sein, auch kein Problem.

Vielleicht kennst du auch eine Firma oder Institution, die diese Einrichtung unterstützen möchte und beispielsweise statt Weihnachtsgeschenke das Geld hierher gibt. Es kommt auch jeder Cent genau an.

Also, wer helfen möchte oder einfach mehr Informationen möchte, bitte bei mir melden!

 

 

[zurück]