Tja, wie die Zeit vergeht. Jetzt ist Pfingsten auch schon wieder eine Woche vorbei und spreche noch immer kein Spanisch. Klar, es ist schon viel besser, aber von meinem Ziel bin ich doch noch weit entfernt. Ein Sechstel der für heuer geplanten Unterrichtsstunden hab ich aber schon absolviert.

Natürlich konnte ich das von mir in „...ein Leben ist das hier!" geschilderte Pensum nicht durchhalten. Da hat mir meine Belastbarkeit nach ein paar Wochen schon ihre Grenzen aufgezeigt und so musste ich jetzt doch zwei Wochen ein gutes Stück kürzer treten. Hatte daraufhin vor zwei Wochen mein Vokabelpensum ausgesetzt, was auch ganz gut war, denn zeitgleich hab ich meine Schulunterrichtsstunden erhöht. So hab ich jetzt täglich fünf Stunden Unterricht. Dass es mir aber davor schon zuviel wurde, spürte ich ganz deutlich in Valenciana 1Valenciana 2meinem Magen- / Darmtrakt. Das hat sich aber zwischenzeitlich wieder alles beruhigt und so hab ich auch am Freitag wieder mit den Vokabeln angefangen. War halt doch viel, den ganzen Tag in einer fremden Sprache (fordert viel Konzentration) und dann noch so viele Stunden lernen dazu, da war mein „zierlicher" Körper doch ein wenig überfordert.

Am Freitag vor einer Woche hab ich dann das erste Mal die Stadt verlassen. Da bin ich mit einer von der Schule organisierten Ausflugsfahrt nach Valenciana gefahren. Dort gibt es einen alten Bergstollen, in dem Silber, Gold, Kupfer und sonstige Metalle abgebaut wurden. War richtig interessant zu sehen und zu hören, wie es da so auf und zu ging. Der Stollen war in eine richtig schöne Finca oder Hacienta eingebettet. Unter welch menschenunwürdigen Bedingungen damals aber gearbeitet wurde, und speziell auch mit Kindern, ist schon schauerlich.

Valenciana 4Valenciana 3Ein bisschen was von all dem schönen Edelmetall gab es in der Kirche von Valenciano zu sehen. So klein der Ort auch sein mag, aber bei der Ausstattung der Kirche hatten sie nicht gespart. Da kommt der Glanz des Goldes voll und ganz zur Geltung. Hingegen war der anschließende Besuch des Museums der Inquistition umso erschreckender. Was hier im Namen der Kirche (nicht im Auftrag), aber speziell durch die jeweiligen Machthaber, für Verbrechen verübt wurden ist unbeschreiblich. Deshalb belasse ich es auch dabei.

Wir besuchten Mine, Kirche und Museum aber nur zu fünft seitens der Schule, es waren in dieser Woche noch nicht viel mehr Schüler da. Somit war es in der Schule somit eine ganz angenehm relaxte Fahrt.

Die Amerikaner haben wohl ihre Hosen zwischenzeitlich soweit wieder sauber (die sie sich bei der Schweinegrippe etwas verunreinigt hatten). Vergangene Woche waren es dann doch in der Schule wieder einige mehr. So kamen gleich 14 neue dazu, so dass wir insgesamt auf rund zwanzig Schüler kamen.

[Was auch ganz interessant anzumerken ist, die Schule bietet auch eine Klasse für Kinder an, in der dann schön gebastelt und spielerisch Spanisch erlernt wird (es waren auch 2 Mädls vertreten)]

So kam es dann, dass das außerschulische Programm der Schule auch wieder ausgeweitet wurde und ich mir am Mittwochabend eine mexikanische Satire über die politische Situation des Landes im vergangenen Jahrhundert (1950 - 1960) im „Schulkino" gönnte. War echt witzig der Streifen!

JaimeGretchenAm vergangenen Freitag bin ich dann das erste Mal seit Wochen (seit Tania weg ist) wieder ausgegangen. Bin mit einer Amerikanerin (Gretchen [spreche: Kretschn] ) und einem China-Taiwan-Amerikaner (Jim) in eine Bar losgezogen. Der ist da doch öfters unterwegs und kennt sich in der Szene dann ganz gut aus. Und weil ich schon so aktiv war, hab ich gleich am Samstag das erste Mal innerstädtisches Kulturprogramm genossen und bin mit Gretchen ins Museum Diego Rivera gegangen. War echt interessant, die Bilder, die Lebensgeschichte,.... (wer mich kennt, ein Kunstliebhaber, wie ich bin, mag wohl jetzt etwas verwundert sein). Wir sind dann mittags mit Jim noch auf einen Hamburger in eine Straßenkneipe gegangen und hatten uns dann erst am Abend wieder für eine weitere Kneipentour getroffen.

Den Nachmittag hatte ich dann noch etwas zum Lernen genutzt, stoße doch im regelmäßigen Minutentakt auf meine Sprachdefizite, was teilweise schon etwas frustriert.

Am Abend ging es dann erst mal nach einem langen „Ich weiß nicht, was ich will" und einem „für mich kein Problem - mir ist alles recht" durch die Straßen, bis wir uns nach einer halben Stunde vor dem Fernseher eines Restaurants mit dem Spiel Mexiko - San Salvador niedergelassen hatten zum Abendessen. War soweit auch alles super, außer dass die Mexikaner dieses Spiel verbockten. Na ja, wir haben dann gleich mal am kollektiven Frusttrinken teilgenommen und sind in die Bars losgezogen. Die Suche der „Cantinas" zeigte sich dann nochmals ähnlich kompliziert wie mit einem Restaurant, denn Jim wusste wieder mal nicht, was er will, bzw. dann eben schon was er nicht wollte. Dennoch Ziel erricht und so kamen wir dann auch in dem ein oder anderen Schuppen unter, wo ich doch mal wieder vorbeischauen werde, zumal in einem das Publikum sehr interessant war Zwinkern

Am Sonntag hatte ich mich dann nochmals etwas an meine Vokabeln gemacht und bin am Abend einfach mal so in die Innenstadt gelaufen (500 m, damit ihr mal ne Relation habt, Teatro juarezwie weit das ist). Da fand dann auf den Stufen des Teatro Juarez noch ein kleines „Fotoshooting" statt mit den Absolventen der Uni. Waren fast ausschließlich Mädls, was mich dann wohl auch dazu bewegte, mich auf den Stufen niederzulassen. Als sie sich später ihrer Roben entledigten, kamen dann auch ein paar ganz nette Mexikanerinnen zum Vorschein, was mich dann auch innerlich zum Bleiben überredete. Die fotografierten dann noch so schön vor sich hin und es fand zwischen einigen von ihnen und mir lediglich eine Augenkommunikation statt. Eine fühlte sich aber dann wohl doch etwas mehr angesprochen, was sie zu einem Foto mit überreden ließ. Dies machten wir dann auch, und nachdem ich den Nachteil meiner Sprachbarriere mal wieder zu spüren bekam, sind die dann auch wieder von dannen gezogen. Natürlich ohne mich Stirnrrunzeln

Ich bin dann mal wieder in meine neun Quadratmeter große Nächtigungskammer gegangen. Wohne derzeit immer noch im Hostel, werde da wohl auch bleiben, denn es ist soweit sehr günstig, alles gut bewacht und gesichert (was mir besonders für meine technische Ausrüstung wichtig ist) und auch ständig alles sauber und freundlich. Wir haben hier ne ganz familiäre Atmosphäre. Mit ein bisschen Glück werde ich dann aber in ein paar Tagen meine Stube gegen ein anderes Zimmer mit mehr Licht, Raum und Komfort eintauschen können. Ich arbeite aber noch immer dran, die zu überreden (möchte ja nicht mehr bezahlen).

 

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