Immer wieder wurde ich gefragt, warum ich denn Punta de Mita für meinen Aufenthalt wählte. Die Erklärung ist eigentlich ganz einfach: Ich kannte den Ort, weil ich dort Tania, eine gute Freundin und wunderbare Person, ein paar Mal besucht hatte. Klar war für mich, dass ich den Winter nicht mehr in den kalten Bergen verbingen möchte, sondern am Meer. Da ich also diesen Ort schon kannte, war es für mich die beste und schnellste Gelegenheit etwas zu finden, ohne viel Zeit zu verlieren, da ich diese ja zum Lernen haben wollte.

Punta de Mita ist ein kleines ehemaliges Fischerdorf, das sich nun in zwei ganz unterschiedlichen Teilen bewegt: einem teils hochentwickelten Ferienort mit einem riesigem Edelhotelressort und einem der Weiterentwicklung verwehrten Ortsteil, der sich auch nach der dreißigjährigen Touristenbesiedlung noch immer etwas verloren unter den Fremden vorzukommen scheint. Gerade die letzten zehn Jahre haben einen derartigen Touristenanwachs verursacht, dass die Entwicklung der Region nicht schritthalten konnte. Auch wenn das Straßen- und sonstige Netz zunehmend ausgebaut wird, so ist die Geisteshaltung und schulische Ausbildung noch weit zurück. Eine dort ansässige Schweizerin, die ein kleines Pizza-Restaurant betreibt, hatte mir ein paar nette Anekdoten erzählt, zum Beispiel, wie sie gegen die tage- und wochenlange Wasserabstellung im Ort kämpfte und dabei die Hilflosigkeit der Einwohner feststellte, die dies ohne Einwand hingenommen hätten. Beim Versuch, eine Unterschriftenliste zu bekommen, mußte sie feststellen, dass viele nicht einmal ihren Namen schreiben konnten, wa s sie dann mit einem Fingerabdruck ausglich. Letztlich hatte sie aber dann Erfolg mit ihrem Kampf gegen die Willkür der Behörden. Die Welt scheint dort tatsächlich etwas still zu stehen. Für sie ist es aber der gewohnte Alltag, so wie wir auch (jeder für sich) in unserer geistig kleinen Welt leben und ein Ganzes nicht erfassen können.

Der Ort selbst liegt auf einer kleinen Halbinsel, die von wunderbaren Stränden der Region umzogen ist. Mein Zimmer war nur zweihundert Meter vom Meer entfernt, so dass es wirklich paradiesisch gelegen war. Der Nachteil: der Ort liegt so abseits, dass man ohne Auto am Tagesende auch nur ins Bett gehen kann, weil absolut nichts geboten ist.